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Die Tochter


Die Tochter



Das Konzept

Die halbwüchsige Tochter der Wirtin...
... hat ihren eigenen Kopf. Sie will hinaus und die Welt entdecken, will sich nicht mit ihrer Stellung abfinden.

Sie will etwas besseres sein und zieht sich fein an, wenn sie kann.
Sie träumt von den schönen Kleidern der sächsischen Prinzessinnen.
Auch wenn sie so schöne Kleider nicht hat, wenigstens so einen Brustfleck möchte sie schon tragen, wie Mama ihn Sonntags in der Kirche trägt.

Sächsische Renaissance: Cranach-Kleid II

Die Tochter trägt ein schwarzes Kleid mit blauschwarzen Akzenten. Schwarz ist die Farbe der Bürgerskleidung, und sie will höher hinaus.

Der Rock



Wie bei der Wirtin ist der Rock gerade geschnitten, mit dem Unterrockstoff verstürzt und in Stiftelfalten (cartridge pleats) gelegt. Hier sind vier (4) Meter Stoff um eine schmale Taille gerafft, so dass ein Raffungsverhältnis (pleating ratio) von 1:5 entsteht, Die Falten sind hinten ein wenig tiefer als vorne und hängen frei.











Das Oberteil (Brustfleck und Schnürung)

Das Oberteil ist nach der gleichen Methode gearbeitet wie das der Wirtin, mit innenliegenden (fast) versteckten Schnürringen, die oben den Brustfleck und unten die Schnürung halten.

Anders als beim Kostüm der Wirtin hat dieses Oberteil keine Blende und dafür einen Stehkragen. Es ist mit marineblauem Popeline gefüttert, der schräg zum Fadenlauf zugeschnitten ist, um ein klein wenig nachgiebig zu sein.

Ach ja: In der Renaissance hat man übrigens spiralförmig geschnürt, nicht kreuzweise wie hier, aber ich fand das zu kompliziert. Dann muss man ja zwei Schnurenden irgendwo verstecken. Ich nehme nicht an, dass es dem Publikum auffallen wird.

Und das Material? Abstecher in die historische Wirklichkeit: Wahrscheinlich gab es in Worms 1517 noch keine importierten chinesischen Brokate, und wenn, hätte die Tochter sie sich weder leisten können noch überhaupt dürfen -- sie hätte höchstwahrscheinlich eine Hoffartsrüge dafür bekommen.

Aber im Musical steht dieses Material für ihren Wunsch, auszubrechen... und hatte genau die richtige Farbe.


Die Operation

... und 21 Stunden später saß dann der Rock am Oberteil. (Note to self: Wenn man ein enganliegendes Oberteil aus modernem querelastischem Hosenstoff macht, weil der gut fiel, und einen voluminösen Rock daran ansetzen will, sollte man den Rock ebenfalls an ein querelastisches Band nähen.)

Erste Anprobe



Die erste Anprobe zeigt, dass der Brustfleck etwas zu hoch sitzt, und man natürlich keine Turnschuhe dazu tragen sollte.















Die Ärmel

Schließlich die Renaissanceärmel: Hier ist die (ganz und gar unerreichte) Inspiration. Jeder Ärmel ist aus 17 Teilen zusammengesetzt, und das ist bei weitem nicht das Maximum, das möglich ist.



Das fertige Kleid

... mit einem feinen, fast durchsichtigen Hemd mit schwarzer Berandung und ebenfalls einem kleinen Stehkragen, das vorne aufspringt.



Das ist die Tochter, die irgendwohin gehen möchte und nicht darf, die sich mit ihrer Mutter, der Wirtin, streitet und ihren eigenen Kopf durchsetzen will.

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