Seiten

05.09.17

Wie macht man ein Kinderhemd?

Wie macht man ein Kinderhemd? So geht ein ganz, ganz simples Hemd, eine Tunika.
Es besteht eigentlich nur aus Stoff-Rechtecken, die ein wenig abgerundet und geformt werden.
Die Anzahl der Nähte ist minimal.
Hier ist eine Schnittübersicht:
Diese Maße erzeugen ein Hemd von 110cm Umfang und 95cm Länge, das passt dann ca. einem 6-7jährigen Kind, oder einem Kind mit Größe 128.
Also, erst Rechtecke ausschneiden, dann wie gezeigt einschneiden.
So schneidet man das Halsloch und die Ärmelausschnitte aus.: Die Lagen aufeinanderlegen und alles zusammen ausschneiden.
Die Ärmelkugel so ausschneiden, dass sie ungefähr in das Armloch passt.
Eine andere Art, so ein Hemd zu machen, ist, es ohne geformte Ärmelausschnitte und Ärmelkugel zu machen, man näht einfach die Stoffrechtecke aneinander. Aber dann braucht man in der Achsel einen Zwickel für die Bewegungsfreiheit. Zwickel sind schön und leicht zu nähen -- von Hand. Mit der Maschine, wo alles rechts auf rechts liegen muss, sind sie fürchterlich, wie alle Ecken, wo drei Nähte aufeinandertreffen. Daher finde ich diese Art des Zuschnitts leichter, wenn man mit der Maschine arbeitet.
Das Halsloch ist etwas breiter als hoch. Man muss aufpassen, dass zwischen dem Rand des Halslochs und des Ärmels genügend Platz für die Schulter bleibt, etwa 10 cm.
Hier ist ein Trick: Wenn man den Stoff faltet, um das Halsloch auszuschneiden, die Kanten nicht direkt aufeinanderlegen, sondern etwa 5 cm verschoben. Dadurch liegt nachher das Halsloch etwas weiter vorne, was etwas besser sitzt.
Dann muss nur noch alles so zusammengenäht werden, wie es im obersten Bild schon liegt, das sind 4 Nähte. Ich habe mir die Einzelschritte gespart, hier ist das Ergebnis.

Zusätzlich ist in diesem Bild auch schon ein 4 cm breiter Stoffstreifen oben in den Ausschnitt genäht worden. Der wird dann gerafft, als Kragenrüsche.

Ich habe alle Nähte mit der Overlockmaschine genäht, aber die Nahtzugaben der Rüsche aber nur heruntergesteppt, sie sollen so wenig wie möglich auftragen.





Wenn der Stoff eine nicht zu häßliche Webkante hat, sollte man versuchen, alle Stücke so zuzuschneiden, dass die am Ende offenen Ränder auf eine Webkante treffen. Dann erübrigt sich die Notwendigkeit, sie zu versäubern. Vor allem da, wo der Stoff gerafft wird (wie hier an der Rüsche) möchte man, dass der Stoff so wenig wie möglich aufträgt.
Wenn das nicht möglich ist, benutze ich gerne diese minimale Methode der Kantenversäuberung: Eine ganz schmale Kante umbügeln, mit dem Kantenabsteppfuß feststeppen, die Kante zurückschneiden, nochmal möglichst nahe an der Stepplinie umbügeln und ein zweites Mal kantenknapp feststeppen. Dann ist die Stoffkante eingeschlossen und kann nicht mehr Fäden ziehen und ausfransen.
In diesem extraleichten Schnittmuster ist keine Öffnung am Hals; man muss keinen Einschnitt versäubern, keinen Knopf mit Knopfloch nähen und kein Bindeband einnähen. Dafür ist die Halsöffnung so groß gewählt, dass der Kopf insgesamt durchpasst. Ganz ehrlich, ich sehe auf den Renaissanceporträts auch oft keinen Halsverschluss und frage mich dann, wie die Leute in diese Hemden gekommen sind.
Wenn in Renaissanceporträts das Hemd am Hals gerafft ist, ist das wahrscheinlich mit einer eingezogenen Kordel passiert. Ich ziehe stattdessen einen Gummi ein, dann muss man nichts auf- oder zuziehen und keine Öffnung dafür schaffen. Hier ist eine Art, einen schmalen Gummi so einzuziehen, dass es möglichst wenig auffällt.


Zunächst steppe ich entlang der Linie, in der das Gummiband nachher liegen soll, mit einer breiten Zwillingsnadel. Auf der rechten Seite sind somit nur zwei Nahtlinien zu sehen, die optisch wahrscheinlich sowieso in der Rüschung verschwinden.
Die Zwillingsnadel (niedrigste Fadenspannung!) erzeugt zusammen mit dem Unterfaden, der stets durch beide Oberfäden geht, ein Geflecht auf der Rückseite des Stoffes, durch das man ein schmales Gummiband hindurchziehen kann.





Und dies ist das Hemd in seiner ersten Inkarnation:
Von hier aus sind viele Variationen denkbar. Man kann die Rechtecke abschrägen und den Hauppteil des Kleides unten weiter, die Ärmel am Handgelenk enger machen. Sowieso wäre es hier wahrscheinlich nicht verkehrt, zumindest die Handgelenke auch mit einem solchen Gummizug zu raffen, und evtl. die Ärmel ebenfalls noch einmal in der Mitte, am Ellenbogen oder Oberarm , aus Dekorationsgründen -- das gefällt den Mädchen bestimmt besser und entspricht der Renaissancemode.

Der Stoff, aus dem dieses Demo-Hemd gemacht wurde, ist relativ steif, vielleicht finden wir noch einen weicheren für die Kinder.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen