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20.10.18

One Bright Morning in Berlin-Tegel

The Berlin wall 'opened' in 1989 and was taken down in 1990. After that, a divided city tried to grow together again. Transport lines that had been broken and developed independently were reconnected, sewn together, and modernised at a frantic pace.

One bright morning in spring in the 1990s, the old suburban train line across the Berlin North was reopened, and a street festival was held in Tegel for the reopening of the Suburban Railway Station Alt-Tegel (S-Bahnhof Tegel).

We were to meet a friend who I didn't know but will call Corinna here, and eventually spotted her, coming down the steps of the new railway station. The sunlight shimmered on the soft pink Dupioni silk of her singlet which fabulously complemented her light brown skin, and with it she wore a floor-length 1900-s style flounced skirt in a matching brown. All her clothes were clearly hand-sewn and self-designed: It would have been impossible find garments in such designs, in such quality fabrics, in these colors, in the shops of the ready-to-wear industry. She looked gorgeous. From her face and demeanor, you could tell that this young woman knew what she wanted and how to get there. With her came two young men, one to the left and one to the right, who were clearly both in awe with her, and rightfully so.

Encounters with Sewists

Occasionally I have met people, usually women, who apparently also sew. It seems to be something that some people do, but goes under the hood but only shows in certain moments.

28.10.17

Luthermusical in der katholischen Cristopherus-Cemeinde in Camberwell


https://ars-suendi.blogspot.com/p/luthermusical.html
  • Die Tochter im strengenschwarz-weißen Kleid mit geschlitzten Puffäermeln und geschnürter Brust, mit Bruststreifen
  • Mephisto im roten Gentlemans-Anzug aber schwarzschillerndem Vampirumhang, auf dem Hut eine große Feder
  • Die Wirting im farbenfrohen Arbeitskleid, ebenfalls mit Brustschnürung und Brustflecken, kaum zu sehen, mit weißsem Kopftuch
  • Martin Luther (im Hintergrund, gestikulierend) hemdsäermelig mit Wams und Barett, die Pluderhose ist nicht zu sehen
  • Im Vordergrund: Die Kinder, die aus dem Bett gejagt wurden, alle im Nachthemd, ein sehr einfaches Hemdchen mit gerüschten Ärmeln und Halskrausen.
Und so sind die Kostüme entstanden:

07.09.17

Wie schneide ich eine Ärmelkugel aus? (Schablone)

Im letzten Post mit der Anleitung für ein einfaches Hemd (Smock) bin ich etwas der Frage ausgewichen, wie man das Ärmelloch und die Ärmelkugel ausschneiden soll. Irgendwie "so, dass sie zusammenpassen".

In Wirklichkeit finde ich das schwierig. Ich ärgere mich über jedes Schnittmuster, bei dem die Ärmel wieder nicht in das Ärmelloch passen.

Für diesen Zweck habe ich mal Valentina benüht und damit vier Schablonen erstellt. Es sind PDF-Dateien. Man muss die bedruckten Seiten ausdrucken, zusammenkleben und die Schablonen auschneiden.

Es gibt jedesmal eine Schablone für ein Ärmelloch und eine für die passende Ärmelkugel, für eine Ärmel, der 15, 20, 25, und 30 cm breit ist. Man kann diese Papierschablonen auf den Stoff legen und die Linie mit der Nahtzugabe auf dem Stoff nachzeichnen oder direkt ausschneiden.


Die Zahl 15, 30, etc bezieht sich immer auf die Weite des doppelt gelegten Ärmels, d.h. das Stoffrechteck, das den Ärmel ergibt, ist doppelt so breit, also 30, 40, 50 bzw. 60, plus Nahtzugabe.
Achtung, die Ärmelkugel ist nicht ganz symmetrisch, sondern hinten etwas runder. Damit man erkennt, wo hinten ist, habe ich das Label immer an die hinteren Nahtseite gesetzt.

Und hier gehts zu den Schablonen-Dateien.


05.09.17

Wie macht man ein Kinderhemd?

Wie macht man ein Kinderhemd? So geht ein ganz, ganz simples Hemd, eine Tunika.
Es besteht eigentlich nur aus Stoff-Rechtecken, die ein wenig abgerundet und geformt werden.
Die Anzahl der Nähte ist minimal.
Hier ist eine Schnittübersicht:
Diese Maße erzeugen ein Hemd von 110cm Umfang und 95cm Länge, das passt dann ca. einem 6-7jährigen Kind, oder einem Kind mit Größe 128.
Also, erst Rechtecke ausschneiden, dann wie gezeigt einschneiden.
So schneidet man das Halsloch und die Ärmelausschnitte aus.: Die Lagen aufeinanderlegen und alles zusammen ausschneiden.
Die Ärmelkugel so ausschneiden, dass sie ungefähr in das Armloch passt.
Eine andere Art, so ein Hemd zu machen, ist, es ohne geformte Ärmelausschnitte und Ärmelkugel zu machen, man näht einfach die Stoffrechtecke aneinander. Aber dann braucht man in der Achsel einen Zwickel für die Bewegungsfreiheit. Zwickel sind schön und leicht zu nähen -- von Hand. Mit der Maschine, wo alles rechts auf rechts liegen muss, sind sie fürchterlich, wie alle Ecken, wo drei Nähte aufeinandertreffen. Daher finde ich diese Art des Zuschnitts leichter, wenn man mit der Maschine arbeitet.
Das Halsloch ist etwas breiter als hoch. Man muss aufpassen, dass zwischen dem Rand des Halslochs und des Ärmels genügend Platz für die Schulter bleibt, etwa 10 cm.
Hier ist ein Trick: Wenn man den Stoff faltet, um das Halsloch auszuschneiden, die Kanten nicht direkt aufeinanderlegen, sondern etwa 5 cm verschoben. Dadurch liegt nachher das Halsloch etwas weiter vorne, was etwas besser sitzt.
Dann muss nur noch alles so zusammengenäht werden, wie es im obersten Bild schon liegt, das sind 4 Nähte. Ich habe mir die Einzelschritte gespart, hier ist das Ergebnis.

Zusätzlich ist in diesem Bild auch schon ein 4 cm breiter Stoffstreifen oben in den Ausschnitt genäht worden. Der wird dann gerafft, als Kragenrüsche.

Ich habe alle Nähte mit der Overlockmaschine genäht, aber die Nahtzugaben der Rüsche aber nur heruntergesteppt, sie sollen so wenig wie möglich auftragen.





Wenn der Stoff eine nicht zu häßliche Webkante hat, sollte man versuchen, alle Stücke so zuzuschneiden, dass die am Ende offenen Ränder auf eine Webkante treffen. Dann erübrigt sich die Notwendigkeit, sie zu versäubern. Vor allem da, wo der Stoff gerafft wird (wie hier an der Rüsche) möchte man, dass der Stoff so wenig wie möglich aufträgt.
Wenn das nicht möglich ist, benutze ich gerne diese minimale Methode der Kantenversäuberung: Eine ganz schmale Kante umbügeln, mit dem Kantenabsteppfuß feststeppen, die Kante zurückschneiden, nochmal möglichst nahe an der Stepplinie umbügeln und ein zweites Mal kantenknapp feststeppen. Dann ist die Stoffkante eingeschlossen und kann nicht mehr Fäden ziehen und ausfransen.
In diesem extraleichten Schnittmuster ist keine Öffnung am Hals; man muss keinen Einschnitt versäubern, keinen Knopf mit Knopfloch nähen und kein Bindeband einnähen. Dafür ist die Halsöffnung so groß gewählt, dass der Kopf insgesamt durchpasst. Ganz ehrlich, ich sehe auf den Renaissanceporträts auch oft keinen Halsverschluss und frage mich dann, wie die Leute in diese Hemden gekommen sind.
Wenn in Renaissanceporträts das Hemd am Hals gerafft ist, ist das wahrscheinlich mit einer eingezogenen Kordel passiert. Ich ziehe stattdessen einen Gummi ein, dann muss man nichts auf- oder zuziehen und keine Öffnung dafür schaffen. Hier ist eine Art, einen schmalen Gummi so einzuziehen, dass es möglichst wenig auffällt.


Zunächst steppe ich entlang der Linie, in der das Gummiband nachher liegen soll, mit einer breiten Zwillingsnadel. Auf der rechten Seite sind somit nur zwei Nahtlinien zu sehen, die optisch wahrscheinlich sowieso in der Rüschung verschwinden.
Die Zwillingsnadel (niedrigste Fadenspannung!) erzeugt zusammen mit dem Unterfaden, der stets durch beide Oberfäden geht, ein Geflecht auf der Rückseite des Stoffes, durch das man ein schmales Gummiband hindurchziehen kann.





Und dies ist das Hemd in seiner ersten Inkarnation:
Von hier aus sind viele Variationen denkbar. Man kann die Rechtecke abschrägen und den Hauppteil des Kleides unten weiter, die Ärmel am Handgelenk enger machen. Sowieso wäre es hier wahrscheinlich nicht verkehrt, zumindest die Handgelenke auch mit einem solchen Gummizug zu raffen, und evtl. die Ärmel ebenfalls noch einmal in der Mitte, am Ellenbogen oder Oberarm , aus Dekorationsgründen -- das gefällt den Mädchen bestimmt besser und entspricht der Renaissancemode.

Der Stoff, aus dem dieses Demo-Hemd gemacht wurde, ist relativ steif, vielleicht finden wir noch einen weicheren für die Kinder.

18.08.17

Luthers Hosen

Dieses Bild kennen wir so gut: Martin Luther -- sein Porträt. Und immer nur sein Oberkörper.
Ein Ganzfigurporträt von ihm gibt es nicht.
Ganzfigurporträte gibt es überhaupt nicht von vielen Menschen der Renaissance. Sie waren zu teuer. Fast immer waren es nur Fürsten und sehr reiche Kaufleute, die sich im ganzen abbilden ließen. Und auch diese nicht alle. Dies hier ist Friedrich der Weise von Sachsen, Martin Luthers Schutzherr, der ihn auf die Wartburg bringen ließ. Auch von ihm gibt es nur dieses Schulterstück. Immerhin sieht man, wo sich Luther seinen Hut abgeguckt hat...

Was also hatte Luther untenrum an?

Gib es zu, im Kopf ergänzt du das Bild auch zu einem ganzen, ganz normalen Menschen -- mit einer ganz schlichten Hose, vielleicht einer Anzughose.

Oder?

Den Herrenanzug mit Röhrenhosen, der uns heute so geläufig ist, gab es zu Luthers Zeiten nicht, und auch nicht die Blue Jeans.
Man trug Hosen mit Zierschlitzen:

Es war das halbe Jahrtausend, in dem es den Männern vorbehalten war, Bein zu zeigen und enganliegende Hosen zu tragen, die für uns wie Strumpfhosen aussehen. (Frauen mussten sowieso bodenlange Röcke tragen.)
Die Mode betonte die Formen des männlichen Körpers: Die Wade, unter Arbeitern und Bauern oft auch den Po -- und unvermeidlich, immer, auch die Schamkapsel, die manchmal zu einem künstlichen Penis ausgestopft wurde.
Paulus schrieb im ersten Brief an die Korinther: "... die Glieder des Leibes, ... die uns dünken am wenigsten ehrbar zu sein, denen legen wir am meisten Ehre an; und die uns übel anstehen, die schmückt man am meisten." Zugegebenerweise wusste Paulus ja noch nichts von der Renaissancemode.

Wer es sich leisten konnte, trug über der enganliegenden "Strumpf"-Hose eine bauschige Pluder-oder Pumphose, wie hier Christoph von Württemberg, der in seinem Herzogtum auch ein Reformator war, oder Kurfürst August von Sachsen

Wer hat sich Martin Luther so vorgestellt?
Grossartigerweise hat uns Lucas Cranach ein Bild von sich selbst mit seiner Familie überlassen, was er konnte, weil er ja selbst der Maler war. Kein Reformator, der etwas auf sich hält, würde seinen Penis so zur Schau stellen. Lucas Cranach wickelt sich hier schüchtern in seine Schaube ein und bleibt im Hintergrund, von seiner Hose sieht man nicht viel, nur seine Strümpfe. Auch Luther hat auf seinen Porträts seine Schaube an, wie man an dem breiten Kragen sieht.

Seit dem 19. Jahrhundert wird Luther meist im Talar dargestellt, da kommt man um die Frage herum, was er wohl für Hosen anhatte.
Ein Hoch auf www.luther.de, wo Luther in der Wartburg mit Pluderhose dargestellt wird!

06.08.17

Luther, Luther, wer ist Luther?

Lebenslustiger Student, Augustinermönch, Aktivist, Junker Jörg, angesehener Bürger, Berater von Fürsten, immer der Wortgewaltige. Solus Christus, Sola Gratia, Sola Fide, Sola Scriptura. Nur durch Christus, nur durch die Gnade, allein durch den Glauben und nur durch die Schrift.

Und was hatte er an?
Sola Scriptura. Sola Fide. Mode war ganz bestimmt nicht sein besonderes Interesse.
Die (katholische) Kirche verurteilte die ständig wechselnden Kleidermoden. Sich modisch zu kleiden war ja sicherlich entweder Ausdruck von Superbia (Eitelkeit) oder Luxuria (Verschwendung), zwei der sieben Hauptsünden. Die katholischen Orden entzogen sich der Modeentwicklung, indem sie als Ordenskleidung einfache Versionen einer zur Zeit ihrer Gründung üblichen Kleidung festschrieben.
Nun griff Luther zwar die katholische Kirche an, aber wohl nicht wegen ihrer Haltung zur Mode; auch säkulare Ständeordnungen verboten, sich "hoffärtig" zu kleiden.
Was also wird Luther selber angehabt haben?
Luther, Luther, wer ist Luther?